Frachtschiffreisen
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Frachtschiffreise auf der "MS Frederik" vom 03. - 09. Mai 2017

Reiseberichte > > Reisen Dritter

Reisebüro: Internationale Frachtschiffreisen Pfeiffer GmbH in Wuppertal
Passagier: Ulrich Klingen aus Ratingen-Hösel

Ursprünglich hatte ich eine Reise von Hamburg in Richtung Finnland auf der Vera Rambow gebucht. Wie es dann passieren kann, wurde die Vera Rambow vom Charterer Unifeeder auf der Strecke Rotterdam nach St. Petersburg eingesetzt. Dort wollte ich nicht unbedingt hin, weil man hierfür ein Visum benötigt, auch wenn man nicht an Land geht. Außerdem wollte ich nicht in Rotterdam einsteigen, für mich ist eine Frachtschiffreise immer mit Hamburg verbunden. Das "Pfeiffer-Team" hat mir dann als Alternative eine Reise auf der Frederik angeboten, also habe ich kurzfristig umgebucht.

Bevor ich zum eigentlichen Bericht komme möchte ich über eine Erfahrung berichten, die ich bei meinen 10 vorherigen Reisen so noch nicht erlebt habe:

Am 03. Mai bin ich am Eurokai in Hamburg an Bord gegangen und fand beim Bezug meiner Kammer einige Aushänge bezüglich des Passagier-Verhaltens an Bord vor. U.a. fand ich 2 Aushänge mit unterschiedlichen Aussagen zum Aufenthalt auf der Brücke vor:

Für mich stellte sich die Frage, was nun gültig ist. Beim Mittagessen wurden wir Passagiere kurz vom Kapitän begrüßt und darüber informiert, dass Brückenbesuche nur auf offener See gestattet sind, während Manöverfahrten in den Häfen, Revierfahrt auf der Elbe und während der Kanal-Passage absolutes Brückenverbot für Passagiere bestehe.
Meine Frage, ob eine kurze Besichtigung der Maschine möglich sei, wurde negativ beschieden, Grund hierfür seien umfangreiche Wartungsarbeiten.
Einwände meinerseits fanden kein Gehör, Vorschlag vom Kapitän, man kann ja auch außen auf dem Brückendeck und vom Peildeck aus die Fahrt beobachten. Bei Temperaturen um 10°C sicherlich nur kurzzeitig möglich und für Passageier ein unzumutbarer Zustand.
Der Kapitän begründete seine Anordnung damit, dass man in Flugzeugen auch nicht ins Cockpit kann und auf Passagierschiffen Brückenbesuche auch nicht möglich sind. Passagiere würden Wachoffiziere, Lotsen und Steuerer stören und damit risikobehaftete Situationen herbeiführen.

Für mich als Passagier war es irritierend, wenn man gerade einige Stunden an Bord ist und als Stör- und Risikofaktor eingestuft wird.
Letztendlich hatte ich das Gefühl an Bord nicht willkommen zu sein.

Vor 2 Jahren habe ich mich mit dem Kapitän auf einem anderen Schiff über das Verhältnis Crew / Passagiere unterhalten und er hat sinngemäß folgendes gesagt:
Wenn meine Reederei, deren Angestellter ich bin, beschließt, Passagiere an Bord zu nehmen, habe ich dies zu akzeptieren, ob es mir gefällt oder nicht. Weiterhin habe ich dafür Sorge zu tragen, dass die Passagiere sich an Bord wohl fühlen und Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich u.a. auch auf der Brücke aufzuhalten, um Seefahrt hautnah erleben zu können. Voraussetzung ist natürlich, dass keine Beeinträchtigungen, welcher Art auch immer, auftreten. Sollte dies doch einmal der Fall sein, kann ich als Kapitän eingreifen und mögliches Fehlverhalten korrigieren und abstellen.

Wie bereits gesagt, war die Reise auf der Frederik nach 10 vorherigen Reisen eine einzige Enttäuschung für mich.

Kurze subjektive Beurteilung:
Schiff                               : sehr sauber und optisch hervorragend
Besatzung                        : höflich distanziert, kaum eine Chance für eine kurze Unterhaltung
Philippinische Deck-Crew  : sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit immer ein Lächeln
Verpflegung                     : schmackhaft und abwechslungsreich
Kammer                           : großzügiger Wohnbereich mit separatem Schlafraum, Aussicht nach vorne, zur Backbordseite, nach achtern

Eigentlich beste Voraussetzungen für eine schöne Reise, wenn es nur die vorbeschriebenen unhaltbaren Einschränkungen nicht gegeben hätte.

Ich hatte vom Reisebüro Pfeiffer die Information, dass ich am 03. Mai vormittags am Eurokai an Bord gehen kann. Gegen 4.00 Uhr bin ich von zu Hause los und erreichte den Hamburger Hafen gegen 8.30 Uhr.

Der Pförtner empfahl mir, mein Auto bei der Seemannsmission Duckdalben zu parken. Ich bin aber zum Burchardkai gefahren und konnte dort mein Auto abstellen. Idee war, wenn wir bei der Rückreise am Burchardkai festmachen, bin ich sofort am richtigen Parkplatz, ist letztendlich auch so eingetroffen.

Ich war beim Pförtner am Eurokai angemeldet und ein Shuttle Bus brachte mich zur Frederik. Dort traf ich auf den 3. Offizier Rana Archimedes, der mein Gepäck auf meine Kammer brachte. Nach dem Auspacken ging ich zur Messe und traf dort meine Mitpassagiere - ein Ehepaar aus der Nähe von Flensburg.

Ein Wort noch zum Wetter: sehr unterschiedlich, teilweise stark bewölkt, aber trocken, ab Klaipeda sonnig mit einigen Wolken, Temperaturen sehr frisch, windgeschützt konnte man sich längere Zeit an Deck aufhalten.

Das Schiff der Reise

Die Frederik ist ein sogenanntes "Feederschiff", das zur Zeit in der Ostsee eingesetzt wird. Gebaut wurde das Schiff 2005 auf der Roland Werft in Berne.
Hier noch weitere technische Angaben zum Schiff:

Im Nord-Ostsee Kanal
In Klaipeda an der Pier

Current Name

Frederik

Previous Name

Maersk Rome (until 2008), Leni (completed)

Classification Society

Germanischer Lloyd

IMO

9.328.637

Call Sign

9HIT8

Manager

Reederei Rudolf Schepers Haren/Ems

Flag

Malta

Port of Registry

Valletta

Type of Ship

Feeder Container Ship

Completion

2005

Shipyard

Detlef Hegemann Rolandwerft GmbH & Co. KG, Berne

Building No.

225

DWT (t)

18.458

Overall Length (m)

154,52

Registered Breadth (m)

24,50

Speed (kn)

19,0

Maximum Draught (m)

9,50

Capacity Containers (TEU)

1.200

An Bord der Frederik - Der Passagier

Auf dem Poopdeck - CT Tollerort
Wieder auf dem Poopdeck, im Nord-Ostsee-Kanal
Dieses Mal in Klaipeda

Die Kammer
Meine Kammer lag auf dem 5. Deck, direkt unter der Brücke und bestand aus einem großzügigen Wohnraum mit Sitzecke, Sideboard mit integriertem Kühlfach sowie einem separaten kleineren Schlafraum, ausgestattet mit breitem Bett und Schrank sowie einer Nasszelle. Ausblick nach vorne und zur Backbordseite waren frei, vom Schlafraum war der Ausblick nach achtern frei.

Die Kombüse
Die Kombüse liegt zwischen der Offiziersmesse und der Crew-Messe und hat eine Durchreiche zur jeweiligen Messe. Der Koch hat den arbeitsintensivsten Job an Bord. Er bereitet täglich für 16 Personen 3 Mahlzeiten vor, europäisches und asiatisches Essen.

Zu jeder Mahlzeit gibt es ein warmes Gericht, auch zum Frühstück, z. B. Pfannkuchen, Spiegeleier mit Speck, Würstchen, Rührei, Leberkäs mit Spiegelei, etc. Meine Favoriten waren Spiegeleier mit oder ohne Speck, Rührei, Omelette und natürlich wenn es sie gab: Pan-Cakes mit und ohne Obst.

Koch Ryan Notarte von den Philippinen
Sein Reich

Die Messe
Auch die Messe besticht durch ihre Größe. Auf den ersten Blick erkennt man sofort, alles ist picobello sauber und sehr gepflegt und alles wirkt sehr einladend.
Für den kleinen Hunger zwischendurch konnte man sich immer eine Kleinigkeit zubereiten: Brote, Obst, Kekse, Cornflakes, Kaffee, Tee, Milch, Obstsaft etc. Hungern musste man also nicht.


Offiziersmesse - Offiziersbereich
Offiziersmesse - Passagierbereich
Frühstück mit Pfannkuchen
Kalte Beilagen
Frühstück am nächsten Tag

Die Brücke
Bei einer Breite von 24,5m hat die Brücke der "Frederik" für ein Feederschiff schon gewaltige Ausmaße, wie man auf den folgenden Bildern sehen kann.

Blick zur Backbord-Nock
Fahrstand
Kartentisch




Noch ein paar Eindrücke vom Schiff

Die Reise
Mittwoch – 03.Mai 2017 - Hamburg

Ich fuhr gegen 04.00 Uhr von zu Hause los und erreichte Hamburg nach einem Zwischenstopp in Dammer Berge gegen 08.30 Uhr. Mein Gepäck brachte ich zum Pförtner am Eurokai und fuhr hinüber zum Parkplatz am Burchardkai. Auf dem Rückweg hatte ich einen schönen Ausblick auf den Waltershofer Hafen. Zurück am Eurokai meldete ich mich beim Pförtner an und wurde nach Vorlage meines Reisepasses und des Beförderungsvertrages mit einem Shuttle zur Frederik gefahren. Der 3. Offizier begrüßte mich an der Gangway und brachte mein Gepäck auf meine Kammer auf dem 5. Deck - direkt unterhalb der Brücke. Gegen 09.00 Uhr bezog ich meine Kammer und habe mich danach ein wenig umgesehen, u.a. traf ich auf meine „Mitpassagiere“, ein Ehepaar aus der Nähe von Flensburg. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und während den Mahlzeiten immer ein Thema zum Klönen gehabt.

Um 11.00 Uhr wurde die Hauptmaschine angelassen und die Frederik verholte zum CT Tollerort. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Aushänge in meiner Kabine noch nicht gelesen und wollte, wie ich es von meinen früheren Reisen her kannte, das Manöver von der Brücke aus beobachten. Ich habe angeklopft und höflich gefragt, ob ich eintreten darf, wurde aber mehr oder weniger rustikal von der Brücke verwiesen. Der 1.Offizier - aktueller Wachhabender - hätte mir nach meinem Gefühl sicherlich die Erlaubnis zum Betreten der Brücke gegeben, wurde aber vom Kapitän zurückgehalten.

Donnerstag -  04.Mai 2017 -  Brunsbüttel – Ostsee

Gegen 02.30 Uhr hieß es dann „Leinen los“ und die Frederik verließ Hamburg Richtung Brunsbüttel. Habe ich verschlafen, war einfach zu müde. Um ca. 06.00 Uhr wurde ich wach und beim Blick nach draußen stellte ich fest, dass wir vor der Schleuse Brunsbüttel in Warteposition lagen. Es dauerte noch eine ganze Weile bis wir gegen 08.00 Uhr die Schleusenkammer verlassen und in den Nord-Ostsee Kanal einlaufen konnten.
Die Passage durch den Nord-Ostsee Kanal dauerte 9,5 Stunden, d.h. wir machten um ca. 17.30 Uhr in der Schleuse Kiel-Holtenau fest. Nach einer halben Stunde war die Schleusung beendet und wir liefen in die Kieler Förde ein.

Freitag - 05.Mai 2017 - Gdingen

Der Wind frischte nachts auf und ich hatte beim Aufstehen das Gefühl, dass die Frederik sich nach allen Seiten bewegte. Hat mir bis mittags etwas den Appetit genommen, heißt zum Frühstück gab es für mich nur einen Becher Tee und ein wenig Brot. Mittags ebenso leichte Kost, aber dann wurde es besser. Den Nachmittag habe ich dann auf der Brücke verbracht bis wir um 16.30 Uhr den Lotsenpunkt Gdingen erreichten. Gegen 17.30 Uhr lagen wir fest vertäut an der Pier. Für einen Landgang war es dann ein wenig spät.

Samstag – 06.Mai 2017 – Klaipeda

Um 03.00 Uhr wurde ich durch das Anlassen der Hauptmaschine geweckt. Ein kurzer Blick nach draußen bestätigte mir, dass wir Gdingen verließen. Richtig einschlafen konnte ich nicht mehr und bin dann um 05.00 Uhr aufgestanden und habe mir den Sonnenaufgang angeschaut. Es wurde ein wunderschöner Tag mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Nach einem kräftigen Frühstück ging ich dann zum „Sonnen“ aufs Peildeck.

Gegen 09.30 Uhr erreichten wir den Lotsenpunkt Klaipeda und machten 2 Stunden später im Hafen fest. Nach dem Mittagessen bin ich - ausgerüstet mit Helm und Sicherheitsweste - an Land gegangen. Mein Plan war, auf die andere Seite des Hafenbeckens zu gehen, um einige Fotos von der Frederik zu machen. Hat leider nicht funktioniert, nach ca. 250 m war Schluss, ein hoher Zaun beendete meinen Ausflug. Zur anderen Seite ging es auch nicht weiter, also bin ich zurück an Bord und habe mir von dort das Treiben im Hafen angeschaut.

Sonntag – 07.Mai 2017 -  Klaipeda - auf See

Die Ladearbeiten dauerten bis 12.00 Uhr an. Dann hieß es Leinen los und die Rückreise nach Hamburg begann. Es war wieder herrlicher Sonnenschein und ich freute mich auf ein paar Sonnenstunden an Deck. Leider hatte ich mich geirrt. Sobald wir den Hafen verlassen hatten frischte der Wind auf und auf Grund der Außentemperatur war ein Sonnenbad nicht möglich. Nirgendwo gab es einen windgeschützten Platz, bin dann auf die Brücke, was auch nicht so schlecht war.

Montag – 08.Mai 2017 -  Auf See - Nord Ostsee Kanal

Zunächst sah das Wetter nicht so gut aus, starke Bewölkung und ein relativ frischer Wind. Wie es dann passieren kann, innerhalb einer halben Stunde gab es einen fast wolkenlosen Himmel mit strahlendem Sonnenschein. Geplant war die Ankunft am Lotsenpunkt Kiel für 12.00 Uhr.

Die Frederik wurde langsamer, weil dieser Termin dann auf 13.00 Uhr gelegt wurde. Die Frederik wurde noch langsamer, letztendlich kam der Lotse um 16.00 Uhr an Bord. In der Kieler Förde kam uns ein U-Boot entgegen, sieht man auch nicht alle Tage. Gegen 17.30 Uhr liefen wir in die Schleusenkammer ein. Die Schleusung dauerte insgesamt 1 Stunde. Vor der Schleusenkammer lag u.a. die Lisa von Lübeck, die uns schon auf der Hinreise im Kanal entgegen kam, in Warteposition. Bis Rendsburg war es noch relativ hell, bin aber trotzdem früh zu Bett, weil ich die Schleusung in Brunsbüttel sehen wollte.

Dienstag - 09. Mai 2017 – Brunsbüttel-Hamburg

Es war eine kurze Nacht für mich, denn um 03.15 Uhr erreichte die Frederik die Schleusenanlage in Brunsbüttel. Nach einer kurzen Wartezeit liefen wir in die Schleuse ein und befanden uns gegen 04.15 Uhr auf der Elbe. Die letzte Etappe der Reise begann. Ich habe mich noch ein wenig hingelegt und bin um 06.00 Uhr aufgestanden.

Nach einem kräftigen Frühstück mit Spiegeleiern und Speck bin ich an Deck und habe die Revierfahrt auf der Elbe genossen. Nach anfänglichem Frühdunst wurde es ein schöner sonniger Tag.

Um ca. 08.00 Uhr machte die Frederik am Burchardkai fest. Für mich optimal, da ich mein Auto am BuKai geparkt hatte. Nachdem ich mich verabschiedet hatte, ging ich um 09.00 Uhr von Bord. Ein Shuttle-Bus holte mich ab und brachte mich zum Ausgang. Bin noch kurz zum Duckdalben auf einen Kaffee und trat dann meine Heimfahrt an.

Ein kurzes Fazit der Reise: im Grunde genommen hätte es eine schöne Reise sein können, wenn es nicht dieses unsägliche, für mich nicht nachvollziehbare „Brückenverbot“ während Manöverfahrten in den Häfen, Revierfahrt auf der Elbe und während der Nord-Ostsee Kanal Passage gegeben hätte. Wie bereits gesagt, habe ich dies auf meinen 10 vorherigen Reisen noch nicht erlebt. Zukünftig werde ich mich vorher erkundigen und sicherlich keine Reise mehr auf einem Schiff machen, wo es eine solche Regelung gibt.

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